Quereinsteiger: Eine gute Idee oder doch eher zu viel Risiko?

Quereinsteiger sind in aller Munde. Überall hört man: “Fachkräftemangel? Stellen Sie Quereinsteiger ein!” Doch was bedeutet es eigentlich, Quereinsteiger zu beschäftigen? Und lohnt sich der Aufwand für Umschulungen, Einarbeitungszeiten und Anpassung der Qualifikationen wirklich? In diesem Artikel geben wir Ihnen die Antworten auf diese Fragen und werfen einen Blick auf die Chancen und Herausforderungen, die der Quereinstieg sowohl für Ihr Unternehmen als auch für die betroffenen Talente mit sich bringt.

drei Männer sitzen an einem Schreibtisch

Übersicht

Was ist ein Quereinsteiger?

Quereinsteiger sind Menschen, die außerhalb ihres ursprünglich durch Studium oder Ausbildung angedachten Berufsfeldes tätig werden. Aufgrund dieser Berufswechsel bringen sie oft nicht die spezifischen Fähigkeiten mit, die für die jeweilige Position üblicherweise erforderlich sind.

Dieser Umstand stellt Arbeitgeber vor einige Herausforderungen. Dazu zählen unter anderem eine längere Einarbeitungszeit, fehlende fachliche Qualifikationen und das potenzielle Risiko eines frühzeitigen Abgangs, falls das Talent feststellt, dass der neue Job nicht die richtige Wahl ist. Werfen wir mal einen genaueren Blick auf den Quereinstieg und die Herausforderungen, die damit einhergehen.

Herausforderungen Quereinstieg

Quereinsteiger bringen frische Perspektiven und wertvolle Impulse in Ihr Unternehmen, stellen Sie als Arbeitgeber aber auch vor einige Hürden. Wir haben Ihnen im Folgenden mal die gängigsten Herausforderungen aufgelistet:

  • Längere Einarbeitungszeit: Ohne branchenspezifische Erfahrung brauchen Quereinsteiger oft mehr Zeit, um sich in Prozesse und Fachwissen einzuarbeiten.
  • Höherer Schulungsaufwand: Sie als Arbeitgeber müssen gezielt Weiterbildungen oder Mentoring-Programme anbieten, um fehlende Qualifikationen im Job auszugleichen.
  • Eingliederung ins Team: Bestehende Teams müssen sich auf unterschiedliche Vorerfahrungen und Arbeitsweisen einstellen.
  • Unsicherheit in der Eignung: Ohne klassische Qualifikationen kann es für Sie schwerer sein, die langfristige Passung eines Quereinsteigers einzuschätzen.
  • Akzeptanz durch Kunden oder Kolleg*innen: In manchen Berufen kann fehlende Branchenerfahrung zu Skepsis bei Kund*innen oder Mitarbeitenden führen.

Umschulung als Quereinsteiger

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Fähigkeiten zu erweitern. Welche Art von Umschulungen und Weiterbildungen für Quereinsteiger in Frage kommen, hängt von der angestrebten Branche, den bisherigen Aufgaben und dem gewünschten Karriereweg ab. Im Folgenden finden Sie die gängigsten Optionen:

Umschulungen: Bei Umschulungen wird eine vollständig neue Qualifikation erlangt. Sie sind besonders relevant für Berufe mit formalen Anforderungen oder geschützten Berufsbezeichnungen. In der Regel dauern Umschulungen 1 bis 3 Jahre, nach deren Abschluss das Talent einen anerkannten Abschluss erhält. Hier ein paar Beispiele:

  • IHK-Umschulungen (z. B. Kaufmann/-frau für Marketingkommunikation, Fachinformatiker/-in)
  • Handwerkskammer-Umschulungen (z. B. Elektriker, Tischler)
  • Gesundheitsberufe (z. B. Erzieher/-in, Pflegefachkraft, Physiotherapeut/-in)
  • Pädagogische Berufe (z. B. Lehramt-Quereinstieg mit Referendariat, Sozialpädagoge)

Berufsbegleitende Weiterbildungen: Wenn Quereinsteiger bereits in einem neuen Bereich arbeiten und sich für den Aufstieg in der Karriere weiterqualifizieren möchten, ist eine Weiterbildung eine gute Option. Dazu gehören unter anderem:

  • Online-Kurse & Zertifikate (z. B. Coursera, Udemy, LinkedIn Learning)
  • Fernstudiengänge (z. B. Wirtschaftspsychologie, IT-Management)
  • IHK-Fachwirt & Betriebswirt (z. B. Marketing, Personal, Projektmanagement)
  • Spezifische Software-Schulungen (z. B. SAP, Microsoft Office, Adobe Creative Suite)

Fachspezifische Weiterbildungen: Viele Branchen bieten auch spezielle Anpassungsqualifizierungen für Quereinsteiger an:

  • Gesundheitssektor (z. B. Pflegebasiskurse, Heilpraktikerausbildung)
  • Handwerk & Technik (z. B. Meisterschule, CNC-Technik, Schweißen)
  • Medien & Design (z. B. Grafikdesign-Kurse, Videoschnitt, Fotografie)

Bootcamps & Intensivkurse: Bei einem schnellen Berufswechsel bieten sich Bootcamps an. Ein Bootcamp ist ein intensives Trainingsprogramm, das darauf abzielt, Teilnehmer*innen in kurzer Zeit konzentrierte Kenntnisse und Fähigkeiten in einem spezifischen Bereich zu vermitteln.  Diese sind besonders in digitalen Berufen beliebt, praxisorientiert und oft berufsbegleitend:

  • IT & Programmierung (z. B. Webentwicklung, Data Science, UX/UI-Design)
  • Online-Marketing & SEO (z. B. Google Ads, Social Media Marketing)
  • Projektmanagement-Zertifikate (z. B. Scrum, PRINCE2, PMP)

Ist ein Quereinstieg in jeder Branche möglich?

In den meisten Berufen stehen praktische Erfahrungen und Fähigkeiten im Vordergrund, sodass ein formaler Abschluss oft nicht zwingend erforderlich ist. Allerdings gibt es auch Berufsfelder, in denen ein Quereinstieg kaum oder gar nicht möglich ist. Dies betrifft vor allem spezialisierte oder regulierte Berufe, wie etwa im Gesundheitswesen oder in bestimmten technischen Bereichen. Berufe, die eine staatlich anerkannte Qualifikation oder einen spezifischen Abschluss erfordern, sind für Quereinsteiger meist nicht zugänglich.

Dazu zählen beispielsweise:

  • Ärzt*innen, Zahnärzt*innen, Jurist*innen oder Notar*innen (aufgrund gesetzlicher Vorgaben und erforderlicher Studienabschlüsse)
  • Ingenieur*innen in hochspezialisierten Bereichen (wie z.B. in der Luft- und Raumfahrttechnik)
  • Lehrer*innen an staatlichen Schulen (je nach Land und Bildungssystem wird ein Lehramtsstudium vorausgesetzt)
  • Berufe im öffentlichen Dienst, die spezifische Prüfungen und Qualifikationen verlangen (z.B. Polizei, Militär, bestimmte Verwaltungsberufe)

Übrigens, viele Quereinsteiger finden erfolgreich eine neue Arbeit in diesen gefragten Berufen, die sich besonders für den Quereinstieg eignen:

  • Softwareentwickler – Ein beliebter Quereinstieg in die IT-Branche, der über Online-Kurse, Bootcamps oder Selbststudium möglich ist. Viele Quereinsteiger aus anderen technischen oder analytischen Bereichen wechseln in diesen Beruf.
  • Data Scientist – Wer analytisch denkt, hat hier gute Chancen auf einen erfolgreichen Quereinstieg. Mit Weiterbildungen in Datenanalyse und KI-Technologien schaffen es viele Quereinsteiger, sich hier zu etablieren.
  • IT-Security-Experte – Cybersecurity wächst rasant, und der Bedarf an Fachkräften steigt. Deshalb ist der Quereinstieg für technisch affine Quereinsteiger besonders attraktiv – viele starten mit Zertifikaten oder Spezialisierungen.
  • Altenpfleger – Aufgrund des hohen Fachkräftebedarfs gibt es zahlreiche Umschulungsmöglichkeiten für Quereinsteiger. Viele Menschen aus sozialen oder pflegerischen Berufen nutzen den Quereinstieg, um sich in der Altenpflege neu zu orientieren.
  • Immobilienmakler – Vertriebserfahrung und Kommunikationsstärke sind für diesen Quereinstieg oft wichtiger als eine klassische Ausbildung. Viele Quereinsteiger aus der kaufmännischen Branche finden hier eine neue berufliche Heimat.
  • Flugbegleiter – Ein idealer Beruf für Quereinsteiger, da Airlines meist eigene Schulungen anbieten. Der Quereinstieg ist oft ohne Vorkenntnisse möglich, wenn die passenden Soft Skills vorhanden sind.
  • Event-Manager – Wer Organisationstalent und Netzwerkerfahrung mitbringt, hat gute Chancen auf einen erfolgreichen Quereinstieg. Viele Quereinsteiger kommen aus der Gastronomie, dem Marketing oder dem Projektmanagement.

Bis wann gilt man als Quereinsteiger?

Es gibt keinen festen Zeitpunkt, ab wann man nicht mehr als Quereinsteiger gilt, aber einige Faktoren spielen eine Rolle:

  1. Berufserfahrung – Nach 2–5 Jahren in der Branche wird ein Quereinsteiger meist als Fachkraft wahrgenommen.
  2. Qualifikationen – Eine Weiterbildung, Umschulung oder Zertifizierung kann den Quereinstieg formal abschließen.
  3. Karrierefortschritt – Mit Verantwortung (z. B. Teamleitung, Expertenrolle) zählt man nicht mehr als Quereinsteiger.
  4. Branchen- vs. Berufswechsel – Für Quereinsteiger verläuft der Übergang innerhalb einer Branche meist schneller als bei einem kompletten Branchenwechsel.

Was haben Arbeitgeber davon, Quereinsteiger einzustellen?

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Klingt ja alles schön und gut – aber was habe ich konkret davon?“ Schließlich kosten Weiterbildungen für Quereinsteiger Geld, und die Herausforderungen scheinen auf den ersten Blick vielleicht zu groß oder sogar zu riskant.

Wir verstehen diese Bedenken. Doch tatsächlich profitieren Sie als Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht von Quereinsteigern. Hier sind die wichtigsten Vorteile:

#1 Frischer Blick & neue Perspektiven

Quereinsteiger bringen Wissen aus anderen Branchen oder Berufsfeldern mit und können dadurch frische Ideen und neue Lösungsansätze einbringen. Das kann besonders hilfreich sein, um festgefahrene Prozesse zu hinterfragen oder kreative Problemlösungen zu fördern.

#2 Hohe Motivation & Lernbereitschaft

Da Quereinsteiger Menschen sind, die bewusst einen beruflichen Neustart in der Karriere wagen, sind sie oft besonders motiviert und lernwillig. Sie bringen daher oft eine hohe Eigeninitiative mit, um sich schnell in das neue Berufsfeld einzuarbeiten.

#3 Vielfalt im Team & breitere Kompetenzen

Durch verschiedene berufliche Hintergründe entsteht mehr Diversität im Team. Unterschiedliche Denkweisen, bisherige Aufgaben im Job und Erlebnisse in einem anderen Bereich können zu besseren Entscheidungen und kreativeren Lösungen führen.

#4 Transfer von branchenübergreifendem Wissen

Viele Fähigkeiten eines Jobs sind übertragbar (z. B. Kommunikationsfähigkeiten, Kundenorientierung, Projektmanagement). Ein Quereinsteiger aus dem Vertrieb kann beispielsweise im Marketing seine Kundenkenntnisse nutzen, ein ehemaliger Lehrer könnte im Personalbereich mit seiner didaktischen Erfahrung punkten.

#5 Potenzial für Fachkräftesicherung

In vielen Branchen herrscht ein Mangel an qualifizierten Fachkräften. Quereinsteiger können eine wertvolle Ergänzung sein, um Engpässe zu überbrücken, insbesondere in Jobs wie IT, Bildung, Pflege oder Handwerk.

Sie sehen, trotz möglicher Herausforderungen wie längere Einarbeitungszeiten oder Weiterbildungsbedarf lohnt sich die Investition in Quereinsteiger für Sie oft, da sie langfristig wertvolle und loyale Mitarbeiter*innen sein können.

Fazit: Quereinsteiger – Chance oder Risiko?

Quereinsteiger können für Ihr Unternehmen eine wertvolle Bereicherung sein. Natürlich erfordert ihre Einarbeitung anfangs etwas mehr Zeit und gezielte Schulungen, aber der langfristige Nutzen überwiegt: Sie gewinnen motivierte Menschen, die frische Ideen einbringen, Ihr Team durch vielfältige Kompetenzen bereichern und dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu entschärfen.

Stellen Sie sich die Frage: Können Sie es sich leisten, auf diese Potenziale zu verzichten? Wenn Sie offen für Quereinsteiger sind und in ihre Entwicklung investieren, sichern Sie sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil – und vielleicht genau die Talente, die Ihr Unternehmen nach vorne bringen.

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Charlene Thomas

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Bildquelle: Austin Distel; unsplash.com