Krankenstand aktuell: So ungesund ist die Arbeitswelt

Dieses Mal haben wir keine guten Nachrichten. Im Jahr 2024 waren Arbeitnehmer*innen so oft krank wie noch nie – vor allem psychisch. Wir haben die genauen Zahlen für Sie und verraten Ihnen, wie Sie für mehr Mitarbeiterzufriedenheit sorgen können. Damit sich Ihre Angestellten gut fühlen und es in Ihrem Unternehmen heißt: Fehltage? Fehlanzeige!

Krankenstand aktuell Frau sitzt auf dem Boden

Übersicht

Wie ist der Krankenstand aktuell im Vergleich zu den vorigen Jahren?

Gleich mehrere Krankenkassen schlagen Alarm! Denn der Krankenstand aktuell ist wild. Die Kaufmännische Krankenkasse funkt: Im Jahr 2024 gab es 206 Krankmeldungen pro 100 Mitglieder. Und die Techniker Krankenkasse gibt raus: Von Januar bis November 2024 war jedes Mitglied im Schnitt 17,7 Tage krankgeschrieben. Beide Werte sind Rekordwerte!

Man braucht nur ein paar Jahre zurückschauen, da war es um den Krankenstand in Deutschland noch deutlich besser bestellt. Im Jahr 2021 meldete die Kaufmännische Krankenkasse nur 106 Fälle pro 100 Mitglieder und die Techniker Krankenkasse 13,2 Fehltage pro Mitglied.

In welchem Jahr war der Krankenstand am geringsten?

2007 war ein super Jahr, weiß das Statistische Bundesamt. Damals gab hatten Arbeitnehmer*innen im Schnitt nur 8,1 Krankentage. Warum war’s damals so gut? Das sind die Vermutungen des Statistischen Bundesamts:

  • Es gab eine allgemein verbesserte Gesundheitslage.
  • Es gab weniger gesundheitsbeeinträchtigende Jobs.
  • Arbeitnehmer*innen wollten Ihre Jobs nicht verlieren und meldeten sich seltener krank. Grundsätzlich gilt: Geht’s der Wirtschaft schlecht, sinken die Krankmeldungen.

Lassen Sie uns nun einmal gucken, warum der Krankenstand aktuell so alarmierend ist.

Krankenstand aktuell: Was sind die häufigsten Gründe für Krankmeldungen?

Die durchschnittlichen Krankheitstage in Deutschland nehmen zu. Dass Mitarbeiter*innen immer öfter der Arbeit fernbleiben müssen, hat mehrere Gründe. Und hier kommen sie:

  • Mehr psychische Erkrankungen: Besonders Mentales ist auf dem Vormarsch. Erkrankungen wie Angststörungen, Anpassungsstörungen, Depressionen und chronischer Erschöpfung stehen den Menschen im öfter Weg. Auch häufig sind Muskel-Skelett-Erkrankungen und natürlich Erkältungskrankheiten. Die AOK liefert die Zahlen für 2024:
    • Muskel-Skelett-Erkrankungen: Machten 19,8 Prozent aller AU-Tage aus
    • Atemwegserkrankungen: Machten 15,1 Prozent aller AU-Tage aus
    • Psychische Erkrankungen: Machten 12,5 Prozent aller AU-Tage aus
  • Einführung der eAU: Seitdem es die elektronische Krankschreibung gibt, bekommen die Krankenkassen mehr Krankheitstage gemeldet. Davor haben die Arbeitnehmer*innen ihre Atteste nicht immer eingereicht, besonders bei klassischen Erkrankungen wie einer Erkältung.
  • Mehr Gesundheitsbewusstsein: Hatte man früher eine (vermeintlich) harmlose Erkrankung, haben Angestellte oft die Zähne zusammengebissen und einfach weitergearbeitet. Besonders die jüngeren Generationen achten heute mehr auf ihre Gesundheit und melden sich eher krank.
  • Rebellion gegen Arbeitsbedingungen: Auch das gab’s früher seltener. Arbeitnehmer*innen stellen sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen oder ein negatives Arbeitsumfeld, indem sie sich krankmelden, obwohl sie gesund sind. Sechs von zehn Arbeitnehmer*innen haben das schon gemacht.

Wie ist der Krankenstand in Deutschland in Vergleich zu anderen Ländern?

Werfen wir mal einen Blick auf die EU und schauen, wo Deutschland so liegt in Sachen Krankenstand. Das verrät der so genannte European Labour Force Survey (EU-LFS). Abgefragt wird – einmal im Jahr in einer ausgewählten Woche – wie viel der wöchentlichen Arbeitszeit durch Krankheit verloren geht.

Hier sind mal beispielhaft ein paar Länder und ihre Werte für 2024:

  • Norwegen: 10,7 Prozent
  • Deutschland: 6,8 Prozent
  • Schweden: 6,6 Prozent
  • Malta: 1,6 Prozent
  • Griechenland: 0,4 Prozent

Deutschland landet also im oberen Mittelfeld. Das ist nicht ganz schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut. Auf der einen Seite hat natürlich die große Politik Verantwortung, beim Krankenstand gegenzusteuern. Aber wir möchten auch die Frage beantworten: Was kann jeder einzelne Arbeitgeber tun, um das Problem in seinem Betrieb zu verringern oder gar nicht erst groß werden zu lassen?

Was können Arbeitgeber gegen den hohen Krankenstand tun?

Wir haben es schon angedeutet: Die hohe Zahl der durchschnittlichen Krankheitstage hat unter anderem damit zu tun, dass Arbeitnehmer*innen unzufrieden sind mit den Arbeitsbedingungen und/oder dem Arbeitsumfeld. Der Work Wellbeing Report 2023 von Indeed und Forrester Consulting verrät: Nur 21 Prozent der Angestellten sind wirklich glücklich im Job. Und sie haben wenig Hoffnung auf Besserung: Nur 37 Prozent finden, dass ihr Arbeitgeber alles in seiner Macht Stehende tut, um die Mitarbeiterzufriedenheit voranzubringen.

Sie machen es sicherlich besser in Sachen Employee Wellbeing – das ist Neudeutsch und heißt so viel wie Mitarbeiterwohlbefinden. Wenn Sie sich noch mehr Inspiration bzw. Tipps wünschen, sollten Sie jetzt weiterlesen. Wir verraten Ihnen, wie sie Ihre Angestellten physisch und psychisch rundum wohlfühlen können.

Krankenstand aktuell: Wie lässt sich das Employee Wellbeing steigern?

  • Geistige Gesundheit: Mental Health ist das Thema unserer Zeit – und das ist gut so. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter*innen mit Angeboten wie dem Zugang zu Beratungsdiensten, Stressbewältigungskursen und einer Open Door Policy, die sie ermutigen, über ihre mentale Gesundheit zu sprechen.
  • Körperliche Gesundheit: Die physische Gesundheit ist schon länger im Blickpunkt – aber nicht immer im Arbeitskontext. Bieten Sie Benefits wie Sportkurse, Fitnessstudio-Mitgliedschaften oder ergonomische Arbeitsplätze. Was auch super ankommt: regelmäßige Gesundheitschecks und Ernährungsberatungskurse.
  • Kollegenzusammenalt: Ist der Teamspirit top, fühlen sich Mitarbeiter*innen am Arbeitsplatz gut. Wie das gelingt? Starten Sie Teambuilding-Aktivitäten – davon gibt es jede Menge. Schöpfen Sie aus den Möglichkeiten: zum Beispiel ein Ausflug zum Bowling, in den Kletterpark oder Klassiker wie die betriebseigene Weihnachtsfeier.
  • Karriereentwicklung: Die meisten Mitarbeiter*innen möchten sich weiterentwickeln. Erfolgserlebnisse und Aufstiege motivieren sie. Hier können Sie mit Angeboten wie Weiterbildungsprogrammen, Coaching oder Mentoring ins Schwarze treffen. Unterstützen Sie die Karriereplanung, damit sich Ihre Angestellten gefördert fühlen.
  • Flexible Arbeitsmöglichkeiten: Corona hat flexible Arbeitsmöglichkeiten vorangetrieben, besonders das Home-Office. Nun ist es ein fester Bestandteil in unzähligen Branchen und Unternehmen – und Mitarbeiter*innen erwarten es mittlerweile. Fast die Hälfte der Büroangestellten würde gehen, wenn das Home-Office abgeschafft wird.
  • Wählbare Benefits: Benefits sind grundsätzlich top. Aber nicht jeder Benefit ist für jede*n zu 100 Prozent geeignet. Einige Angestellte schauen also in die Röhre. Die Lösung: flexible Benefits. Bieten Sie ein eine Reihe an Benefits an – und Ihre Angestellte können sich die herauspicken, die super für sie passen. Das Ergebnis: maximale Zufriedenheit.

Darf’s ein bisschen mehr sein? In unserem kostenlosen Download PDF zum Thema Work-Life-Balance finden Sie weitere Tipps, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern – zum Beispiel in Sachen Sinnstiftung, Ernährung und Familienförderung. Hier geht’s zum Download!

Picture of Reemko Ruth

Reemko Ruth

Autor, Auskenner, Aufspürer – Reemko Ruth liefert Ihnen findige Tipps für die Personalfindung. Seine Lieblingsthemen: Employer Branding, Social Recruiting und Personalmanagement.

Ihr Kontakt zu uns

Fragen, Ergänzungen, Interesse? Schreiben Sie uns, wir beraten Sie gerne persönlich.

Bildquelle: Andrea Piacquadio; pexels.com