Ungenießbar: Der Fachkräftemangel in der Gastronomie

Gastronomie hat Geschichte: Im Irak wurden die Überreste einer rund 4700 Jahre alten Gaststätte entdeckt. Ein Erfolgsmodell, denn im Jahr 2022 gab es laut des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) 146.251 Unternehmen im Gaststättengewerbe. Diese brauchen natürlich entsprechend viele Mitarbeiter*innen. Doch der Fachkräftemangel hat die Gastronomie fest im Griff. Wir beleuchten die aktuelle Lage und nennen Gründe sowie Lösungen.

Fach- und Arbeitskräftemangel in der Gastronomie

Übersicht

Aufgetischt:
Die Gastronomie-Übersicht

Im Herbst 2023 arbeiteten nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, DEHOGA613.768 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 817.754 geringfügig Beschäftigte im Gaststättengewerbe. Was sofort auffällt ist, dass der überwiegende Teil der Beschäftigten nicht sozialversicherungspflichtig angestellt ist. Man spricht dabei von sogenannten Minijobs

 

Das sind Jobs, bei denen der Lohn regelmäßig nicht mehr als 520 Euro pro Monat beträgt. Die Minijobber*innen sind eine wichtige Stütze der Branche. Sie arbeiten unter anderem als Hilfskräfte in der Küche oder im Service. Doch der Bedarf an Mitarbeiter*innen ist mit ihnen noch lange nicht gedeckt. Es fehlt an allen Ecken und Enden an helfenden Händen.

Fachkräftemangel in der Gastronomie

Laut DEHOGA waren bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) im April 2024 16.932 offene Stellen in der Gastronomie gemeldet. Tatsächlich könnten es aber noch mehr sein. Denn im Juli 2023 schätzte der DEHOGA die Zahl der benötigten Mitarbeiter*innen in Gaststätten UND Hotels noch auf über 65.000 – obwohl die BA im Juni 2023 nur von 33.160 offenen Stellen sprach. Ein möglicher Grund für die Differenz: Offenbar setzen viele Betriebe die BA oder die Jobcenter nicht mehr über ihre offenen Stellen in Kenntnis.

Zurück in die Gegenwart: Im April 2024 standen den 16.932 offenen Stellen in der Gastronomie 55.487 Arbeitslose gegenüber. Also gibt es doch kein Problem, oder? So einfach ist es leider nicht.

Ein Beispiel: Immer mehr ehemalige Mitarbeiter*innen in der Hotellerie und Gastronomie kehren der Branche den Rücken. Sie sind zwar in der Arbeitslosenstatistik der Branche gelistet, suchen aber eigentlich nach einer Beschäftigung in einer anderen Richtung. Dass es nicht besonders rosig aussieht, zeigt auch die Fachkräfteengpassanalyse 2023 der BA.  Sie bewertet den Engpass im Gastronomieservice mit 2,3 von 3 Punkten

Recruiting-Schwierigkeiten: Ursachen und Lösungen

Zwei weitere entscheidende Faktoren verstärken den Fachkräftemangel in der Gastronomie:

  • Der demografische Wandel: Sie haben es sicherlich schon geahnt, dass auch in dieser Branche der demografische Wandel seine Finger im Spiel hat. Es fehlt auf der einen Seite an Arbeitskräftenachwuchs, während auf der anderen Seite immer mehr Menschen in Rente gehen.
  • Boom des Studiums: Der spärliche Nachwuchs entscheidet sich öfter für ein Studium als für eine duale Ausbildung und entgeht somit der Gastronomie. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) kamen 2021 auf 10 Studierende nur 4,3 Auszubildende, 1950 sage und schreibe 75,5 Auszubildende.

Und hier sind zwei mögliche Lösungsansätzen für den Fachkräftemangel in der Gastronomie:

  • Zuwanderung fördern: Ein Schritt in die richtige Richtung ist das Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung, das im Juli 2023 im Bundesrat beschlossen wurde. Es senkt unter anderem die bürokratischen Hürden für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland.
  • Ausbildung pushen: Eine Ausbildung in der Gastronomie muss für junge Menschen aus dem In- und Ausland attraktiver werden. Die Allianz für Aus- und Weiterbildung – hinter der u. a. Ministerien und Arbeitgeber stecken – wirbt dafür mit dem „Sommer der Berufsausbildung“ auf Social Media und bei Veranstaltungen.

So ticken Talente: Tipps für Ihre Personalgewinnung

Wir möchten nicht nur einen Blick darauf werfen, wie die Politik den Fachkräftemangel in der Gastronomie abmildern kann. Was für Sie viel wichtiger ist: Praktische Tipps, mit denen Sie trotzdem Mitarbeiter*innen finden. 

Hier kommen sie:

Tipp 1: In der Gastronomie ist man es gewohnt, dass die Dinge schnell gehen. Nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch bei der Bewerbung. Mit einem kurzen Bewerbungsverfahren und einfachen (mobilen) Bewerbungswegen punkten Sie bei Talenten.

Tipp 2: Viele Talente in der Gastro-Branche sind passiv Jobsuchende. Das heißt, sie halten nicht aktiv Ausschau nach einer Stelle, aber sind offen und interessiert, wenn sich etwas Vielversprechendes ergibt. Diese Talente erreichen Sie ideal mit einer Anzeigenschaltung auf Social Media.

Tipp 3: Besonders in der Gastronomie, wo Tempo und Höflichkeit gleichzeitig gefragt sind, ist die Teamdynamik wichtig. Deshalb begrüßen Talente, ebenso wie auch viele Arbeitgeber, einen Probearbeitstag. So können beide Seiten schnell sehen, ob die Chemie stimmt.

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Reemko Ruth

Autor, Auskenner, Aufspürer – Reemko Ruth liefert Ihnen findige Tipps für die Personalfindung. Seine Lieblingsthemen: Employer Branding, Social Recruiting und Personalmanagement.

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